Wie kommen wir dahin – Teil 2

Schauen wir uns hierzu an, wie wir dahin kommen können.
Körper und Seele ergeben den Leib.
Das alte Wort Leib wird kaum noch verwendet, trifft aber genau das, was wir wollen, die Einheit von Körper und Seele, hinzukommend noch der Geist.
Wir wollen hier an der Oberfläche bleiben und die großen Philosophen die Fragen zu Laib und Geist klären lassen. Wir konzentrieren uns auf die Einheit und unsere Frage wie schaffen wir es mit Körper, Geist und Seele zur selben Zeit am selben Ort zu sein.
Die Frage ist auch ohne tiefe Philosophie schon groß genug.
Zum einen gibt es Momente im Leben wo man das einfach so schafft, diese Dreieinheit zu haben, ganz bei sich zu sein, in seiner inneren Mitte. Meist sind das Momente, in denen ich etwas tue, was ich gerne mache, wo meine volle Konzentration bei einer Sache ist, das kann ein Gespräch sein, beim Tanzen oder bei einer spannenden Aufgabe.
Das ist gut und wichtig diese Momente zu haben und zu genießen. Leider gibt der Alltag meist nicht so viele dieser Momente her. Daher wollen wir uns unserer Dreieinheit widmen und schauen was wir tun können um die Momente die wir in unserer inneren Mitte haben zu fördern. Außerdem wollen wir diese Momente ja nutzen um sie Gott zur Verfügung zu stellen, dass er uns begegnen kann.

 Wir fangen wieder beim Körper an.

Was braucht unser Körper, damit es ihm gut geht?
Zum einen brauchen wir genug Schlaf damit sich der Körper regenerieren kann.
Gut verträgliches Essen im richtigen Maß ist ein weiterer Faktor den unser Körper braucht.
Dann braucht er Bewegung, dass all die Knochen, Muskeln, Sehnen, Fleisch und Nervenbahnen und all die anderen kleinen Wunderwerke unseres Körpers nicht einrosten sondern genutzt und bewegt werden.
Es fängt also schon im kleinen an, wo und wie und was esse ich. Jeder muss hier selber seinen Weg finden, wir können nur aus unserer Erfahrung berichten.
Eine die wir gemacht haben ist, erst dann zu Essen wenn der Hunger schon riesig ist, ist eigentlich zu spät. Über die Frage was ich in mich hineinschaufle sind schon viele Bücher gefüllt und x Debatten gelaufen, ich glaube viel muss man dazu gar nicht sagen. Wenn ich mit meinem gesunden Menschenverstand an die Sache rangehe, dann kann jeder schnell für sich rausfinden was gut für ihn ist.
Schlaf braucht jeder, sicher braucht nicht jeder gleich viel davon, du musst also für dich rausfinden wie viel Schlaf dein Körper braucht um sich zu regenerieren. Wann man ins Bett und wann man aufsteht ist hier nicht das Thema. Wir wollen in unsrem Alltag ja keine Trappistenmönche werden, die morgens um 2h aufstehen und abends um 7h in Bett gehen. Es geht um einen guten Rhythmus und genug Schlaf.
Hier haben wir auch schon die erste Verknüpfung zwischen unserer Dreieinheit Körper, Geist und Seele.
Der Geist braucht den Schlaf nämlich auch, die Gedankenmaschine im Kopf stellt sich beim Schlafen auch ab, und durch Träume werden Sachen die wir erlebt haben verarbeitet. Alles in allem könnte man also sagen, das Schlaf schon eine Variante von dieser Dreieinheit ist. Ich bin mit Körper, Geist und Seele an einem Ort zur selben Zeit wenn ich schlafe.
Bleibt noch die Bewegung. In unser westlichen Welt ein Thema was auch schon vermarktet wird. Die vielen Fitnessstudios und Sportvereine bieten uns hier vielfältigste Möglichkeiten. Wir haben uns bei unserer Pilgervariante für ein Laufen, gehen im kleinen Tempo entschieden. Dies ist auch für andere Zusammenhänge in Bezug auf die Seele wichtig. Dazu später mehr.

Kommen wir nun zur Seele

In unserer Definition haben wir alles was mit (Bauch) Gefühlen, Emotionen und dem Herzen zu tun hat in den Bereich Seele sortiert.
Zum einen haben wir festgestellt, das es Gefühle und Emotionen gibt, die einen innerlich beschäftigen, die wahrgenommen werden müssen. Hierbei geht es im ersten Schritt erst mal darum wahrzunehmen, das die Emotionen und Gefühle da sind. Für einige reicht es aus, wenn ich sie wahrgenommen habe, bei anderen muss ich sie vielleicht auch aussprechen und mit meinem Pilgerpartner teilen.
Gefühle sind im Körper gespeicherte Erfahrungen und Informationen, man sagt auch der Bauch und die inneren Organe stehen für die Gefühle. Hier haben wir die nächste Verknüpfung zwischen unserer Dreieinheit. Es geht dabei nicht darum alles offen zu legen und aus der Pilgerrunde eine Seelsorgestunde zu machen. Es geht um das Wahrnehmen der Gefühle und die Erkenntnis, dass sie eng mit unserem Körper verknüpft sind.
Wie oft verwenden wir den Spruch, dass unsere Seele noch nicht angekommen ist? Das wenn wir in Urlaub fahren, wir das Gefühl haben, wir sind am Urlaubsort erst nach ein paar Tage angekommen, nachdem wir schon physisch ein paar Tage dort waren?

Die Seele braucht Zeit um anzukommen. In unserer schnellen Zeit wahrscheinlich viel schwieriger als vor ein paar hundert Jahren. Wir können in ein paar Stunden in einem anderen Land sein. Der Terminkalender gibt einen Termin nach dem nächsten vor und auch wenn diese Termine vielleicht nicht an verschiedenen Orten liegen die hunderte und sogar tausende Kilometer auseinander liegen, sind es doch ganz oft Termine die in verschiedenen Welten stattfinden. Ich komme aus der Arbeit, bin dort in einer Welt gewesen, egal ob ich mich hier mit hochtechnischen Dingen oder mit Menschen auseinander gesetzt habe, es ist eine Welt, in der ich fast täglich bin. Auf dem Weg nach Hause muss ich vielleicht noch „schnell“ einkaufen und komme in die nächste Welt eines total überfüllten Supermarktes. Auf der einen Seite viele Menschen die schnell zu ihrem nächsten Termin „müssen“ und auf der anderen Seite übervolle Regale mit zig Sorten Marmelade, ob wohl ich doch nur eine brauche und mich jetzt entscheiden muss welche ich nehme. Aber der nächste Termin wartet ja schon und einkaufen ist ja auch eher etwas was schnell zwischen zwei Terminen passiert. Zu Hause angekommen wartet die nächste Welt oder vielleicht sogar Welten auf mich.

Unsere Seele braucht Zeit um von einer Welt in die nächste kommen zu können. Da ist es egal ob es unsere verschiedenen Welten sind, die wir täglich besuchen, oder ob wir in kurzer Zeit lange Strecken hinter uns bringen und Welten begegnen die wirklich auch viele Kilometer von einander entfernt sind.
Unsere Welt ist zu schnell für unsere Seele. Wir müssen uns die Zeit nehmen, die wir (unsere Seele) brauchen um von einem Termin zum nächsten zu kommen.
Wie das funktionieren kann, ist wieder eine Frage, die jeder für sich klären muss.
Kann ich meinen Weg zur Arbeit und zurück aktiv nutzen um meiner Seele genug Zeit zu geben von A nach B zu kommen?
Mache ich einfach zu viele Dinge in zu vielen unterschiedlichen Welten?

Gedanken machen uns manchmal wahnsinnig

Es sind so viele davon da, ist der eine Gedanke noch nicht zu ende gedacht, kommt schon der nächste und dann ist gleich die weitere Querverbindung da, die man im ersten Moment gar nicht gesehen hat. So geht es ständig weiter und hört nicht auf. Wenn ich es dann geschafft habe ein Thema durchzudenken und alle Eventualitäten zu bedenken und alle Möglichkeiten in Form von was würde passieren wenn jetzt dies oder jenes gemacht wird durch habe, oder vielleicht auch daran verzweifelt bin, kommt einem schon das nächste Thema in den Kopf und der ganze Spaß geht von vorne los. Wir haben das ganze mal Gedankensturm genannt. Etwas das Fahrt aufgenommen hat und so schnell nicht wieder zu bremsen ist.
Um dem zu begegnen ist es am besten, wenn wir mit unserer Dreieinheit dem Kopf gemeinsam helfen klar zu kommen. Wenn also die Seele angekommen ist an dem Ort, an dem ich mich befinde, und der Körper in einem guten Zustand ist, sprich bekommt oder bekommen hat was er braucht, ist es einfacher dem Kopf zu helfen so einem Gedankensturm zu begegnen. Beim Pilgern setzten wir unseren Körper in Bewegung und haben unsere Gefühle vielleicht schon wahrgenommen und können so der Gedanken Herr werden. Bei den Gedanken geht es darum sie wie Wolken ziehen zu lassen und nicht an ihnen festzuhalten und auf die vielen Querverbindungen die immer wieder hochkommen einzugehen.
Man kann sich auch dem Bild bedienen, seine Gedanken in einer Schale zu sammeln und dort aufzubewahren, bis es Zeit ist sich mit Ihnen auseinander zu setzen. Die Gedanken gehören mir, sie gehören zu mir, es geht darum sie nicht die ganze Zeit das Leben beherrschen zu lassen. Dies hinzubekommen ist eine schwere Übung, und wenn du meinst wir sind Meister darin, hast du weit gefehlt. Übung macht den Meister, trifft auch hier als alte Weisheit zu.

Franz Jalics hat in seinem Buch Kontemplative Exerzitien in seinem ersten Kapitel in dem es um einen praktischen Einstieg geht eine Methode vorgestellt, die mir gut geholfen hat. Es geht darum in die Natur zu gehen und diese wahrzunehmen.
Kennst du den Unterschied etwas zu beobachten oder wahrzunehmen? Wenn du Beobachter bist schaust du Dinge bis ins kleinste an und es startet automatisch ein Denkprozess. Beim wahrnehmen schaut du nur und hinterfragst keine Hintergründe.
Nehmen wir ein kleines Beispiel, du bist in der Natur und schaust einen Baum an. Beim beobachten kommen unweigerlich Fragen und auf, wie alt ist der Baum, warum steht der hier, wie ist die Rinde beschaffen, warum hat er tote Äste und es geht immer so weiter.
Wenn du wahrnehmen willst, schaust du einfach nur den Baum und sobald die erste dieser Fragen in deinem Kopf auftaucht sagst du dir, das ist ein Baum, der ist einfach zu da, das darf so sein.
Auf diese Art und Weise kannst du lernen wahrzunehmen.

Es gilt also nach-wie-vor deinen Weg zu finden bei dir anzukommen und Gott Raum zu geben.